System-Individuum

Unsere Welt ist voll mit Gegebenheiten, Um- und Zuständen, in denen verschiedene Systeme aufeinandertreffen. Dinge treffen aufeinander und ergeben den Anschein eines Ganzen. Verschiedene Modelle prallen aufeinander und je nach Betrachtung entsteht eine Homogenität, oder eine Disharmonie.

Ein architektonischer Raum füllt sich mit Mobiliar. Je nach Zweck und Funktion entsteht Atmosphäre. Ein Tisch wird gedeckt. Vielleicht um an ihm zu arbeiten, vielleicht um zu speisen. Die Fläche des Tisches bleibt gleich, genau wie die Maße des Raumes, in dem sich der Tisch befindet. Vielleicht befinden sich viele Räume mit eben diesen Maßen im selben Gebäude. Vielleicht existieren viele, absolut identische Gebäude. Schaut man aus ihren Fenstern, sieht man durch Rahmen der gleichen Größe. Vielleicht sehen wir sogar auf Fenster der gleichen Größe im gegenüberliegenden Gebäude. Dazwischen stehen Straßenlaternen, die mit exakt gleicher Form, Grösse und Abstand auch so in der Parallelstasse stehen und zur selben Zeit, bei Einbruch der Dunkelheit, zu leuchten beginnen. (Nur die Dämmerung stört die linearen Systeme, obwohl auch sie einer Gleichförmigkeit folgt. Bezeichnen wir den Wechsel der Jahreszeiten aufgrund der Kontinuität als lineares System, könnte er verglichen werden mit der Anordnung gleicher Fenster? Jede Seite eines Fensterrechteckes stünde für eine Jahreszeit und jedes Fenster für ein Jahr. Zehn Fenster einer Fensterfront eines Gebäudes stünde für ein Jahrzehnt. Hätte das Gebäude vier identische Seiten, stünde es für 40 Jahre Herbst, Winter, Frühling, Sommer.)

Wir schaffen uns Systeme und wir brauchen Systeme um uns und unsere Umwelt vergleichen zu können.

Ohne Vergleich kein Individuum.

Die Fähigkeit Abnormitäten in Systemen zu finden, führt zu mehr Klarheit innerhalb des Systems.
Neue Systeme innerhalb der schon Erkannten zu suchen und zu finden, schafft neue Ansichten und Einsichten. Es bleiben Systeme. Einerseits Systeme, die wir individuell geschaffen haben, andererseits Systeme die existieren damit wir oder „es“ funktioniert. Damit eben diese Systeme bestens funktionieren, dürfen sie als solche nicht wahrgenommen werden. Dort, wo Systeme zum Funktionieren der Gesellschaft angewendet werden, müssen sie sich subtil verhalten. Subtilität wird geschaffen durch schleichende, kaum wahrnehmbare Bewegung. Subtilität braucht den Schatten der Dinge, die anscheinend belanglos und langweilig geworden sind. Das nicht mehr Wahrgenommene ist einfacher zu verändern als das Wahrgenommene.

Wirklich Neues schafft nur der Zufall. Es gibt keinen provozierten Zufall. In diesem Sinne existiert keine Individualität.

Ohne Vergleich kein Individuum.

Kunst als Instrument um Individualität zu schaffen in einer gleichförmigen Welt. Betrachter und Künstler als Gefangene ihrer wahrgenommenen Systeme.

Kunst kann subtile Systeme entlarven, indem sie sie ignoriert oder überspitzt. Wahrgenommene Systeme können in neue Modelle transformiert werden. Kunst bedarf der Fähigkeit, Systeme zu dividieren und die Teile neu zusammenzupassen, um neue Eindrücke und Welten zu schaffen.

Die Kunst, die sich am wenigsten von den wahrnehmbarsten Systemen fortbewegen mag, schafft die wahrnehmbarsten Modelle.

Ein System zu vergrößern bleibt unmöglich.
Das Dividieren von vorhandenen Systemen schafft neue Einsichten.