Foto Silvia Reimann

Aus der Serie “zeichnen, ohne zu zeichnen”

Dr. Rainer Beßling zur Ausstellung DYADE, Kunstfoyer Oldenburg 2016 (Auszug)

...Hat der Künstler bei den Maurerkellendrucken ohne eigenen kompositorischen Zu- oder Eingriff die Gestaltergebnisse einer funktionalen Bautätigkeit benutzt, delegiert er die Formgebung bei seinen Cassettenrecorderzeichnungen an ein Abspielgerät. An das Laufwerk wurden dabei dünne Druckbleistifte gehängt, die mit Gewicht beschwert in rotierender Bewegung Graphitspuren auf einem Blatt Papier hinterlassen.

Nicht unbedingt in dieser Form voraussehbar fügen sich die Einschreibungen des Stifts, der meist über mehrere Stunden in Aktion ist, zu kugelförmigen Gebilden. Winzige Punkte und zarte Linien in den unterschiedlichsten kurvigen und kantigen Verläufen ballen sich zu immer wieder neuen, verschieden dichten und unterschiedlich getönten Kugelvariationen zusammen. Das Auge bleibt in den Geweben unterwegs, der Prozesscharakter prägt die Gestalt, die wie ein Magnetfeld erscheint, wie temporär von formenden Energien organisierte Teilchenballungen, zwischen konzentrischen und Fliehkräften gleichermaßen. Die mit der mechanischen Anordnung mobilisiert Physik repräsentiert elementare, quasi natürliche Kräfte, die sich über das zeichnerische Medium auf dem Bildträger niederschlagen. Deren Wirken wird zum Thema und zugleich Motiv des Werkes. Eindrucksvoll ist die Zartheit, mit der die Maschine die linearen Verstrickungen und Verästelungen webt. Mechanik schließt Poesie nicht aus, maschinelle Abläufe, das heißt pure Wiederholungen formen ein erhebliches Spektrum an Binnendifferenzierungen. In dem überschaubaren Musterprinzip gleich einem quasi natürlichen Bauplan streut ein riesiges Potenzial an unverwechselbaren Formvarianten gleich den Oberflächenausprägungen von Flora und Fauna....

Angetrieben, poetische Automaten, Detmold (Film Vimeo)