DYADE, Treuhandgesellschaft Oldenburg, kuratiert von Jörg Kinner
- Kunstfoyer Oldenburg, 2016
- Rauminstallation in zwei Glasgängen
- Klebefolie auf Glas
- 36 Rauten
- Rautengröße je 240cm x 45cm
Auszug aus der Eröffnungsrede von Dr. Rainer Beßling
...Verweisen die Maurerkellendrucke auf den Prozess des Bauens, auf den handwerklichen Einsatz und die Bewegung der Materialien, die eine eigene Gestaltsprache ausbilden, greift Garlichs mit einer Folieninstallation die räumliche Struktur der Treuhandarchitektur auf und verleiht ihr zugleich ein völlig neues Gesicht. Viele werden den Raum mit diesen ebenso subtilen wie markanten Eingriffen ganz neu erleben. In ihrem Neuauftritt geben sich die charakteristischen Gänge des Foyers verändert und dennoch machen sie sich in prägnanter Weise kenntlich in ihrer Struktur und Funktionalität.
Auch wenn es nicht unmittelbar ablesbar sein mag, knüpft Garlichs im Zuschnitt der Folien, die er in die Scheiben der Passagen eingesetzt hat, an die spezifische Lage der Räume an. Diese zweigen in einem bestimmten Winkel vom Empfangsbereich ab. Die farbigen Dreiecke besitzen in etwa die Form, die der Differenz des Winkels, in dem die Gänge abzweigen, zum rechten Winkel entspricht. Die Dreiecke ziehen nun in die rechteckigen Glasfronten Rautenformen ein. Die parallel liegenden aufragenden Diagonalen dynamisieren die gläsernen Seitenwände und verstärken den Passagencharakter der Räume. In den jeweils gegenüberliegenden Dreiecken zeigt die Spitze mal nach oben mal nach unten. Die spannungsvolle Korrespondenz wird bisweilen verstärkt, wenn das Licht den Abstrahl der Folien über den Gang hinweg zwischen den Farbflächen zusammenwirken lässt. Wechselspiele ergeben sich auch im Blick aus dem Gang hinaus auf den gegenüberliegenden. Die Farbeingriffe verklammern die gläserne Architektur und machen erkennbar, wie stark Innen- und Außenraum, Aus- und Einblicke in dieser architektonischen Situation zusammenspielen. Das überschaubare Spektrum an Grundfarben macht das Wechselspiel von Wiederholung und Differenz als gestaltbegebendes Prinzip sinnfällig.
Garlichs verweist auf Struktur und Spezifika der Architektur, indem er ein weiteres System aus Mustern und Farben über sie legt. Die weitgehend im Zufallsverfahren ermittelte Folge der Folien macht die Serialität, die Spiegelung als konstitutive Elemente einer architektonischen Ordnung und damit eines Orientierungsangebotes im Raum deutlich. Das überblendete ästhetische Muster geht aber über die bloße Markierung der Architektur hinaus. Vielmehr versetzt es die Wahrnehmung in Bewegung, lässt hinter der bloßen Faktizität des Raums dessen bewusstseinsbildende Macht aufscheinen, weist dem Betrachter und Benutzer des Raumes eine Form und Funktion aufschließende aktive Rolle zu.
Mit dem Einzug der Raute in das System von Rechtecken ist der rechte Winkel als universelles Prinzip und statische Norm zugleich reflektiert und konterkariert. Dem kulturellen Maß wird eine dynamische Formgröße gegenübergestellt, die eher die Gestaltgebungen, Strukturen, Organisationsprinzipien der Natur repräsentiert, ein dynamisches System, das seine Stabilität nicht aus statischem Beharren sondern aus vitalem Puls, Wachstum, Werden, aus Entwicklung und steter Veränderung bezieht...
Zum Flyer der DYADEMit freundlicher Unterstützung der Konrad Hornschuch AG